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Neuigkeiten: Situation Vergütung rechtliche Betreuung – Infos aus dem Betreuungsverein

Der Bundesrat hat am 21. März 2025 den Weg für die Vergütungserhöhung rechtliche Betreuer*innen freigemacht. Ab 2026 erhalten sie mehr Geld. Verbessert sich mit dem Kosten- und Betreuervergütungsrechtsänderungsgesetz auch die Situation in den Hamburger Betreuungsvereinen?

Auf kurze Sicht wohl kaum. Denn es knirscht gewaltig im Betreuungsapparat der Hansestadt, wie das Abendblatt jüngst berichtete. Die Zahl der Betreuungsfälle steigt von Jahr zu Jahr – aktuell werden knapp 26.000 Fälle in Hamburg von rund 1.000 Berufsbetreuer*innen (und einer großen Zahl an Ehrenamtlichen) rechtlich betreut. Im Betreuungsverein von Leben mit Behinderung Hamburg sind derzeit 570 rechtliche Betreuungen mit elf Stellen geführt, 2017 waren das noch 500 Fälle. Zugleich werden die Fälle immer komplexer, die bürokratischen Hürden für Betreuer*innen höher und die Bearbeitungszeit der Betreuungsakten in den vielfach überlasteten Betreuungsgerichten immer länger. Zudem plagen das Betreuungssystem Nachwuchssorgen: Von den Hamburger Berufsbetreuer*innen sind ein Drittel derer schon heute älter als 55 Jahre. Das bedeutet, mit ihrem Ausscheiden in den nächsten zehn Jahren wird dem Markt ein gewaltiger Erfahrungsschatz entzogen.

Die Hamburger Betreuungsvereine stehen aufgrund der hohen Arbeitsbelastung der Mitarbeiter*innen und den finanziellen Rahmenbedingungen gewaltig unter Druck. Gab es 2011 noch neun Betreuungsvereinen in Hamburg, existieren mittlerweile nur noch vier. Auch bei Leben mit Behinderung Hamburg ist die Arbeitsbelastung für Mitarbeiter*innen des Betreuungsvereins sehr hoch. Dabei stärken Betreuungsvereine mit ihrer Arbeit für das Ehrenamt und die Vermeidung von rechtlicher Betreuung die Quantität und Qualität der rechtlichen Betreuung nachhaltig und langfristig, was allen Menschen zugutekommt, die auf Unterstützung angewiesen sind oder sein werden. Die finanziellen Rahmenbedingungen müssen daher nicht nur für selbständige Betreuer*innen, sondern besonders auch für die Mehrarbeit der Betreuungsvereine deutlich verbessert werden. Bisher mussten sie diese Mehrarbeit über die Einnahmen aus der Vereinsbetreuung erwirtschaften. „Da die Mitarbeiter*innen bei uns Anspruch auf tarifmäßige Bezahlung haben, wir dafür aber nicht mehr Geld erhalten, sind unsere Möglichkeiten, die Kosten über mehr Betreuungen zu decken, begrenzt“, so Kerrin Stumpf, Geschäftsführerin des Elternvereins und Leitung des Betreuungsvereins von Leben mit Behinderung Hamburg.