Neuigkeiten: Update: Schwimmen für alle
Laut und sichtbar für Schwimmen für alle
Seit einigen Jahren kämpft die Initiative "Schwimmen inklusiv in Hamburg" für einen barrierefreien Zugang zu Hamburgs Schwimmbädern. Gemeinsam mit Leben mit Behinderung Hamburg fand kürzlich ein Treffen mit Staatsrat Michael Pollmann von der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft und dem Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier statt. Im Interview berichtet Kerrin Stumpf, Geschäftsführerin des Elternvereins, über das Gespräch.
Liebe Kerrin Stumpf, was stand bei dem Termin zwischen der Initiative "Schwimmen inklusiv in Hamburg", Staatsrat Michael Pollmann und Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier auf der Agenda?
Kerrin Stumpf: Zunächst einmal haben wir die Probleme dargestellt: In Hamburg gibt es kein einziges Bäderland-Bad, das vollständig barrierefrei ist. Einen vollständigen Zugang zum Baden gibt es für Menschen mit Behinderung einfach nicht. Wir können das nicht akzeptieren. Wichtig ist uns dabei besonders auch die Einrichtung von Schrägen, in die mit dem Badrollstuhl schwellenlos ins Becken gefahren werden kann. Aber auch, dass verstanden wird, dass es nicht nur um reine physische Barrieren geht. Es geht um ein tieferes Verständnis bei den Verantwortlichen. Bäderland-Mitarbeitende müssen besser geschult werden. Es kann nicht sein, dass Menschen mit Sehbehinderung an der Kasse abgewiesen werden, weil das Personal meint, sie bräuchten Assistenz, um schwimmen zu gehen.
Dann gibt es die Barrieren, die durch Unkenntnis entstehen: So gibt es in einigen Bädern zum Beispiel mobile Lifter. Sie haben aber zur Folge, dass man bei dem Weg ins Wasser geradezu auf dem Präsentierteller sitzt. Nicht alle Lösungen sind also wirklich geeignet. Es sollten eher stationäre Lifter eingesetzt werden. Diese Problematiken haben die Ingenieur*innen meist gar nicht im Blick.
War das auch die Rückmeldung der anwesenden Verantwortlichen im Gespräch?
Kerrin Stumpf: Auf jeden Fall. Ein beim Termin anwesender Ingenieur erzählte uns, dass er erst durch solche Gespräche und von Projekt zu Projekt versteht, was Menschen mit Behinderung in den Schwimmbädern brauchen und wollen. Es kommt wirklich erst ganz langsam bei den Verantwortlichen an, weshalb es unseren politischen Einsatz braucht. Staatsrat Michael Pollmann hat im Gespräch verstanden, dass es nicht geht, dass Hamburg keine inklusiven Schwimmangebote macht.
Gab es weitere Aha-Momente im Gespräch?
Kerrin Stumpf: Ja, wir müssen gemeinsam vor Ort mit allen Beteiligten ein Bäderland-Bad begehen. So machen wir die Probleme vor Ort sichtbar. Etwa Umkleidetüren, die in die falsche Richtung aufgehen. Oder fehlende Sitzplätze, Sachen die beim Bau einfach nicht bedacht wurden. Mit wenigen Maßnahmen können wir einige Probleme schon einmal lösen: ein Quick-Win also.
Hat das Treffen konkrete positive Ergebnisse geliefert?
Kerrin Stumpf: Eine schwierige Frage. Es wurde viel Empathie geäußert, oder Überraschung, weil vieles vorher gar nicht bedacht wurde. Doch wir wurden auch viel vertröstet. Die Initiative "Schwimmen inklusiv in Hamburg" und auch viele Eltern bei Leben mit Behinderung Hamburg kämpfen seit Jahren für inklusives Schwimmen und doch wird die Alsterschwimmhalle aufgrund des Denkmalschutzes nach dem aktuellen Umbau keine Schräge zum schwellenlosen Zugang haben. Dem steht besonders die Initiative mit großem Unverständnis gegenüber. Stattdessen wird jetzt überlegt, beim Umbau des Stadtparksees einen schwellenlosen Zugang zu planen. Das freut uns und wir setzen uns dafür ein, aber wir möchten auch wetterunabhängig schwimmen können!
Active City gegen Inklusionsmetropole
Haben Sie das Gefühl, der Senat setzt das Konzept "Eine Stadt für alle" wirklich um?
Kerrin Stumpf: Bisher nicht, aber unser Gespräch hat einen Anstoß dazu gegeben. Für den Hamburger Senat heißt "Eine Stadt für Alle" in Bezug auf Sport mit dem Konzept "Active City" oft Fitness, Selbstoptimierung und Anpassung im höchsten Maße. Doch was baulich und in der Stadtentwicklung im Rahmen der Active City umgesetzt wird, ist kontraproduktiv für echte Inklusion. Obwohl es doch eine echte Win-Win-Situation wäre, eine Inklusionsmetropole zu sein.
Wie geht es jetzt weiter?
Kerrin Stumpf: Wir bleiben dran und setzen uns weiter politisch ein. Insbesondere werden wir das Thema in die Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen tragen. Wir wissen, welche Priorität das Thema Sport für den Senat hat. Daher sprechen wir das in unserer Kooperation mit dem Hamburger Sportbund an.
Und speziell in Bezug auf das Gespräch mit Senat und Bäderland?
Kerrin Stumpf: Wir bedanken uns beim Senat und werden ihn schriftlich auf dem Laufenden halten. Bei Bäderland organisieren wir den Begehungstermin und machen weiter Druck. Wir bleiben laut und sichtbar. Dazu sind schon viele Aktionen und Veranstaltungen geplant, etwa am 5. Mai, dem Tag der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.